50 neue Ferienwohnungen in Fissau: Hotel Seeschloss vor den Abriss

Das ehemalige Hotel Seeschloss in Eutin-Fissau steht vor dem Abriss. Seinen nostalgischen Charme hat das 1908 als „Grand Hotel Schwentinetal“ erbaute Gebäude längst verloren. Seit Jahren wurde nicht mehr in das mächtige Haus und die angebauten Tagungsräume investiert. Im Dezember wurde das Grundstück mitsamt dem Fissauer Fährhaus von der Hamburger Concept Immobilien GmbH erworben. Investor Klaus Waldeck plant den Bau einer Wohnanlage mit rund 50 Ferienwohnungen.

Umbau wird als unwirtschaftlich betrachtet

Kürzlich stellte der Hamburger Projektentwickler, der auf ähnliche, bereits umgesetzte Vorhaben unter anderem in Großenbrode und Kühlungsborn verweisen kann, seine Pläne im Ausschuss für Stadtentwicklung vor. Er erläuterte, warum ein Erhalt der Bausubstanz nicht infrage kommt: „Nach eingehender Überprüfung hat sich ein Umbau als unwirtschaftlich herausgestellt. Das Gebäude ist zu verwinkelt, die Grundrisse sind ungünstig geschnitten, Brandschutz- und energetische Fragen schwer zu lösen. Wir halten daher nicht an alten Zöpfen fest, sondern gehen einen Schritt nach vorne und schaffen etwas Zeitgemäßes.“

Fünf versetzt stehenden Einzelhäuser plus Tiefgarage

Auf dem Hanggrundstück am Kellersee ist nun der Bau von fünf versetzt stehenden Einzelhäusern plus Tiefgarage angedacht. Eine erste Visualisierung des Büros HKT-Architekten aus Hamburg zeigt eine dreigeschossige Bebauung mit Staffelgeschoss und Fassaden mit vielen Glasflächen. Für jede Wohnung soll Seeblick möglich sein. Im Vergleich zum von der Masse her sehr üppig erscheinenden Seeschloss wirken die neuen Gebäude weniger dominant.

Fissauer Fährhaus bleibt bestehen und wird saniert

Waldeck strebt eine ganzjährige Auslastung der Ferienwohnungen und eine nicht so hohe Wechselrate an. Gäste sollen sechs bis sieben Tage verweilen. Hochwertige Ausstattung und viel Service sollen für Attraktivität sorgen. Das Fissauer Fährhaus soll in das Servicekonzept integriert werden. Für das Restaurant ist eine Sanierung und die weiterhin gastronomische Nutzung vorgesehen.

Touristiker freuen sich – Dorfvorstand Fissau übt Kritik

Die Stadtverwaltung verspricht sich von dem Projekt Schwung für die touristische Entwicklung. Tourismuschef Michael Keller betont die Möglichkeit, mehr Bettenkapazität zu gewinnen. Doch aus Fissau regt sich Widerstand. „Der Dorfvorstand fühlt sich überrollt. Wir wollen um das Seeschloss kämpfen“, sagte Elfi-Jaqueline Mayer. Vertreter des Dorfvorstandes sprachen sich für den Erhalt des Seeschlosses aus. Sie warnten vor erheblichen Verkehrsproblemen durch die hohe Zahl an zusätzlichen Gästen und Konflikte bei der Entwässerung. Gegen das Projekt positionierten sich auch FWE und SPD. Die CDU signalisierte Zustimmung. Mit sechs zu vier Stimmen entschied der Ausschuss, das Projekt weiterzuverfolgen.

Volker Graap

Über dem Hotel Seeschloss in Fissau haben sich dunkle Wolken zusammengebraut. (Foto: Graap)
Ein erster Entwurf der Architekten zeigt, was anstelle des Seeschlosses gebaut werden soll. (Visualisierung: HKT-Architekten)

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6 Antworten auf &‌#8222;50 neue Ferienwohnungen in Fissau: Hotel Seeschloss vor den Abriss&‌#8220;

  1. Michael Weiss sagt:

    Moin
    Vielleicht erscheinen die Neubauten luftiger, leichter, kleiner — optisch gefallen sie mir grundsätzlich gut! Aber muss das Seeufer mit modernen Neubauten zugepflastert werden? Nein!

    Kann man nicht die Fassade erhalten und dahinter neu bauen?

  2. D.M. sagt:

    Schade um das schöne Hotel Seeschloss am Kellersee!
    Wer aber über Jahre nichts in ein Haus investiert, darf sich nicht wundern, wenn ein unüberbrückbarer Investitionsstau entsteht!
    Die lieblose Außenansicht, die extrem unmodernen Zimmereinrichtungen, indiskutable Bäder und ein Restaurant, welches einem Speisesaal aus den 50ern glich ist eben heute nicht mehr konkurrenzfähig! Zumal die wachsende Konkurrenz in und um Eutin mit der Zeit gegangen ist oder eben geht!
    Ja, das Haus ist alt, aber gerade das hätte bei einer Führung mit Herz und der extrem wichtigen Liebe in das Objekt und den Beruf des Hoteliers den Charme eines Schlosshotels über viele weitere Jahre behalten können. Denn gerade das haben viele Gäste bis vor 10 Jahren an dem Haus so geliebt!
    Schade, wieder stirbt ein Haus mit Tradition aus und durch Eigenverschulden!

  3. Ina Z. sagt:

    Das Seeschloß zu erhalten und komplett zu entkernen und zu sanieren ist wirtschaftlich nicht umsetzbar, dieses sollte jedem Eutiner klar sein. Ein Neubau ist für Fissau ein Highlight, auch die Renovierung des maroden Fissauer Fährhauses ist unbedingt notwendig. Um Eutin zum alten Glanz zu verhelfen und auch die nächsten Generationen hier zu halten, muss unbedingt frischer Wind in diese Stadt.

  4. Ivar Bläsi sagt:

    Erhalt unwirtschaftlich, logisch, aus der Sicht des Investors kann das immer gelten. Wenn einem was dran liegen würde und man ein Fünkchen Respekt vor der Geschichte hätte könnte man’s erhalten und in neuem Glanz erstrahlen lassen, man muss nur wollen. Oder die Stadt bringt den Mumm auf, das zu fordern. In der Klimadiskussion schon mal dran gedacht das Vernichten grauer Enrgie zu vermeiden?

  5. alexander sagt:

    So ein Haus gehört unter Denkmalschutz und darf nicht zu Gunsten des sattsam architektonischen Einheitsbreis abgebrochen werden.

  6. witt sagt:

    Eutin wirft immer mehr Geschichte weg.
    Genauso wie wegen der LGS…wo der schöne Seepark und unzählige Bäume dran glauben mussten.
    Es geht nur noch um Profit .Schon traurig.

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