Von Dorothea Schlözer bis zu Elise Bartels
Dorothea Schlözer und Ida Boy Ed sind vielen Lübeckern bekannt. Doch welche bedeutenden Frauen gab es noch in Lübeck? Stadtführerin Stephanie Ullrich hat darauf viele Antworten, wenn sie zur Führung „Auf den Spuren von bedeutenden Frauen“ einlädt.
Start ist vor dem Rathaus mit Gertrud Morneweg, Kaufmannsgattin, die als reiche Erbin ihres Gatten als erste selbstständige Kauffrau der Stadt ihr Geld gewinnbringend einsetzt. „Sie lieh Lübeckern und der Stadt Geld zum niedrigsten Zinssatz, sehr zum Ärger ihrer Konkurrenten“, so Stephanie Ullrich. „Sie hinterlässt 1301 ihrem Sohn Hermann ein Vermögen, das er als Mitbegründer des Heiligen-Geist-Hospitals stiftet.“
Auch im Rathaus wirkten Frauen schon früh
Auch der Name Dr. Luise Klinsmann (1886-1964) steht in Verbindung zum Rathaus. Dort wirkte die promovierte Lübeckerin als erste Senatorin und wurde 1947 Mitglied für die SPD im Landtag. Bis 1955 ist sie zweite stellvertretende Bürgermeisterin und wirkte später ehrenamtlich als Kultursenatorin für Bibliothek, VHS und Kultur weiter. Auch Elise Bartels (1880-1925) setzte sich für Bildung ein. „Sie gehörte zur Frauenbewegung und gründete und leitete von 1907 bis 1918 den Landesverband für höheres Mädchenschulwesen. Mit 57 Jahren war sie eine der ersten Frauen in der Lübecker Bürgerschaft.“
Um von einer bedeutsame Schriftstellerin zu erzählen, wählt Stephanie Ullrich den Platz vor dem Buddenbrookhaus. „Esther Carlebach (1853-1920) war zwölffache Mutter, wirkte als Autorin und war aktive Rabbinerfrau.“
Lübeck war eine Hochburg für Schriftstellerinnen und Malerinnen
Bei der Löwen-Apotheke erfahren Interessierte von Dr. Cornelia Schorer (1863-1939): „Als eine Tochter des Apothekers Schorer studierte sie in Zürich Philosophie und Medizin“, verrät Ullrich. Mit 36 Jahren wanderte die Medizinerin in die USA aus und war dort lange Jahre als Assistenzärztin und Psychiaterin tätig. Die erste Praxis für Psychotherapie indes eröffnete Dr. Emma-Matilde Kunzt-Evers ( 1892-1984) in der Hansestadt: „Sie wirkte zudem als erste Leiterin der kirchlichen Familienberatungsstelle, schrieb bis ins hohe Alter Gerichtsgutachten und erhielt 1981 das Bundesverdienstkreuz.“
Als eine der bedeutendsten Impressionistinnen wird die Lübeckerin Maria Slavona (1865-1935) vorgestellt: Ebenfalls Tochter des Apothekers Schorer, studierte sie in München Malerei, tauschte sich mit französischen Impressionisten aus und war mit 28 Jahren anerkannte und erfolgreiche Malerin. Auch von der Künstlerin Elisabeth Reuter erzählt sie, die ihre im Auftrag von Fürst Bismarck entstandenen Arbeiten zu ihren wichtigsten Malereien zählte. Neben den Spuren von Elise Bartels, im 19. Jahrhundert eine der aktivsten Frauen in der Lübecker Frauenbewegung, und Bennata Otten, erste Leiterin der Bücherei, werden bei der Führung noch weitere Eindrücke von bedeutenden Lübeckerinnen sichtbar. mpa
Nächste Führung am Freitag, 22. März, 16 Uhr, Treffpunkt am Lübeck-Modell auf dem Marktplatz. Anmeldung unter Mobil 0173/ 23 26 415 oder im Internet: stephanie.ullrich@gmx.net.
Foto: Auch Lübeckerinnen haben interessante Lebensläufe: Stadtführerin Stephanie Ullrich mit den Frauen des Lübecker Frauenrings bei der Führung durch die Altstadt. Foto: mpa