In Haffkrug kämpft eine albanische Familie gegen ihre geplante Abschiebung – und mit ihr viele Menschen in der Gemeinde. Denn Familie K. (Name ist der Redaktion bekannt) ist bestens integriert: Beide Eltern arbeiten in Vollzeit und in unbefristeter Anstellung. Sie verdienen ihr eigenes Geld und sind nicht auf staatliche Hilfen angewiesen. Zwei der drei Kinder machen eine Ausbildung. Der jüngste Sohn geht noch zur Schule. Neben dem Vater engagieren sich auch die drei Kinder ehrenamtlich in Haffkrug/Gemeinde Scharbeutz, wo sie seit drei Jahren leben. Ende März droht nun die Abschiedung, denn Albanien gilt gemeinsam mit Montenegro seit 2015 als sicherer Herkunftstaat.
Arbeitgeber schickt Petition an die Härtefallkommission
Die Leitung und die Bewohner der Kurparkresidenz Haffkrug, in der Mutter Mira K. als Küchenhilfe arbeitet, wehren sich gegen die drohende Abschiebung. Gemeinsam haben sie einen Antrag bei der Härtefallkommission gestellt. Online und handschriftlich sammeln sie Unterschriften, damit die Familie in Deutschland bleiben darf. Die Petition an die Geschäftsstelle der Härtefallzentrale haben bisher 1456 Menschen unterschrieben, die alle möchten, dass die Familie bleiben darf. Wer sich auf die Homepage www.kurparkresidenz-haffkrug.de klickt, der erlebt, wie die Zahl der Unterstützer täglich wächst.
Heimbewohner reagieren mit Unverständnis
Gerade bei den Heimbewohnern stößt die drohende Abschiebung der Familie auf Unverständnis, denn einige von ihnen haben selbst noch Flucht und Vertreibung erlebt. Zu ihnen gehört auch Hildegard Olnhoff, die mit 104 Jahren älteste Bewohnerin der Kurparkresidenz. Als sie vom Schicksal der fünfköpfigen Familie erfuhr, setzte sie sofort ihre Unterschrift unter die Petition. „Seit eineinhalb Jahren ist Frau K. bei uns beschäftigt, davor war die Stelle der Küchenhilfe offen. Wir hatten sie mehrmals ausgeschrieben, aber kein einziger der Bewerber, die uns die Bundesagentur für Arbeit vermittelt hat, ist überhaupt zum Bewerbungsgespräch erschienen“, erklärt Jürgen Plötzner, der trotz Bezahlung über Mindestlohn drei Monate vergeblich versuchte die Stelle zu besetzen.
Auch Scharbeutzer Bürgermeister fordert Bleiberecht
Auch Bürgermeister Volker Owerien setzt sich für ein Bleiberecht ein. „Wenn eine Familie gut integriert ist, dann ist es diese Familie. Alle drei Kinder engagieren sich in der Feuerwehr. Rudolfo gehört bereits zur aktiven Wehr und auch Denisa könnte mit ihrem 18. Geburtstag zur aktiven Wehr wechseln“, berichtet der Bürgermeister. „Außerdem haben sie sich zu Jugendgruppenleitern ausbilden lassen, und Denisa ist sogar amtierende ,Aalprinzessin’. Wer so gut integriert ist, sollte in Deutschland auch eine Chance bekommen. Es kann nicht sein, dass um ausländische Arbeitskräfte geworben wird und gleichzeitig Menschen abgeschoben werden, die voll integriert sind.“
Gemeindevertreter unterstützen parteiübergreifend laufende Online-Petition
Auch die Scharbeutzer Gemeindevertreter sind sich parteiübergreifend einig und haben einstimmig beschlossen, dass sich der Bürgermeister bei den zuständigen Stellen dafür einzusetzen soll, dass der Familie eine Bleibeperspektive in der Gemeinde ermöglicht wird. Die Gemeindevertretung unterstützt außerdem die laufende Online-Petition der Kurparkresidenz, mit der die Abschiebung verhindert werden soll. KG
Hier geht es direkt zur Online-Petition der Kurparkresidenz Haffkrug.
Auch der Scharbeutzer Bürgermeister Volker Owerien (2.v.r.) setzt sich dafür ein, dass Familie K. nicht abgeschoben wird. Foto: KG