
Präsentierten am Montag den neuen Eutin-Kalender der Öffentlichkeit (von links): Karlheinz Jepp, Silke Meints, Regine Jepp, Christian Burgdorf und Ulrich Rüder. (Graap)
Bürgergemeinschaft stellt den neuen Kalender „Eutin in alten Ansichten 2018“ vor.
Auf dieses Druckwerk freuen sich viele Eutiner und Eutin-Liebhaber alle Jahre wieder: Zum 37. Mal hat die Bürgergemeinschaft Eutin einen Kalender mit viel Lokalkolorit veröffentlicht. Unter dem Motto „Eutin in alten Ansichten“ verknüpft der Eutin-Kalender 2018 wieder historische Fotografien mit interessanten Geschichten aus der Vergangenheit der Kreisstadt. In den Texten stehen diesmal Frauen-Persönlichkeiten im Blickpunkt, die einst Akzente vor Ort gesetzt haben.
„Es war einfach an der Zeit, einmal in der Eutiner Geschichte nach starken Frauen zu forschen“, sagt Regine Jepp, Sprecherin der Bürgergemeinschaft und Autorin der Texte. Sie hat versucht, etwas Licht ins Dunkel zu bringen, denn es ist gar nicht so einfach, Zeugnisse aus vergangenen Jahrhunderten zu finden, die das Wirken von Frauen veranschaulichen. Sie spielten in einer patriarchalischen Gesellschaft nur die zweite Geige. Und so lobt Silke Meints, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Ostholstein, den Kalender-Schwerpunkt auch über alle Maßen: „Endlich wird die Rolle der Frauen in der Geschichte der Kommune einmal sichtbar gemacht!“
Frauen mussten sich über viele Widerstände hinwegsetzen, wenn sie eigenständig sein wollten. Wenn sie mehr sein wollten als die Ehefrau von jemanden. So beleuchtet Regine Jepp das Schicksal von Louise Wagner (1875-1950). Als Frau aus gut bürgerlichem Hause wollte sie als Künstlerin frei leben. In einem Brief schrieb sie einst: „Warum bin ich eine Frau, machtlos, geknebelt. Warum muss unser Geschlecht sich alles gefallen lassen und noch lächeln, wo es wieder schlagen möchte? Ich glaube, die Ungerechtigkeit, die die Frau in ihrem Geschlecht zu erleiden hat, macht mich noch mal krank.“
Louise Wagner starb nach 14-jähriger Odyssee durch verschiedene Nervenkliniken. Jepp berichtet aber auch von großen sozialen Wohltäterinnen wie Juliane Janus oder Charlotte Vahldiek, von handfesten Gastwirtinnen wie Dora Janus und Hermine Holzbach, und von der Kaufmannsfrau Gudrun Peters, die nach dem frühen Tod des Ehemannes 30 Jahre einen Dünge- und Futtermittelbetrieb leitete. Und auch Dienstmädchen werden beleuchtet.
Kreispräsident Ulrich Rüder zeigte sich bei der Kalender-Präsentation am Montag begeistert: „Dass Sie es nach all den Jahren schaffen, stets wieder neue Ansätze in der Eutiner Geschichte zu finden, ist relativ einmalig!“ Immerhin umfassen die bisherigen Kalender 312 einzelne Kapitel und bilden damit eine stattliche Sammlung stadtgeschichtlicher Episoden. Die Gewinne aus dem Verkauf fließen übrigens zurück in Eutiner Projekte: So will sich die Bürgergemeinschaft demnächst an der Sanierung des Gedenkobelisken auf dem Marktplatz finanziell beteiligen. »Der Eutin-Kalender 2018 erscheint in einer Auflage von 800 Exemplaren und ist ab sofort in der LMK-Einkaufwelt und im Fachgeschäft Massur zum Preis von elf Euro erhältlich.