„Weißer Ring“ betreute 2016 mehr Fälle

Das Ostholsteiner Team des „Weißen Rings“ hilft und unterstützt Opfer von Straftaten. (Billhardt)

Besonders Opfer von Sexualdelikten suchen Hilfe bei der Organisation.

„Wir haben im vergangenen einen Anstieg um etwa 20 Prozent bei den von uns bearbeiteten Opferfällen zu verzeichnen. Wir haben also deutlich mehr Arbeit im Vergleich zum leicht rückläufigen Landestrend“, sagt Holger Dabelstein, Leiter der Außenstelle Ostholstein vom „Weißen Ring“. Vergangenen Woche stellte die Opferschutzorganisation ihre Jahresstatistik 2016 für den Kreis vor.

Insgesamt hat das neunköpfige Team des „Weißen Rings“ 80 Opferfälle betreut. „Im Vorjahr waren es 67 und 2014, als ich an der Außenstelle eingestiegen bin, gerade einmal 50“, erläutert Dabelstein.

Vor allem wenn man die Kriminalstatistik 2016 für Ostholstein mit insgesamt 13910 Straftaten dagegenstelle, sei es aber immer noch ein geringer Anteil. Zwischen Anzahl der Straftaten und Opfern, die Hilfe suchen, klaffe große Lücke. „Nur wenige finden Weg zum ,Weißen Ring’, dennoch gibt es eine deutliche Zunahme.“ In 2017 hätten er und seine Mitstreiter auch schon bereits wieder 17 Menschen geholfen. „Es ist eine schöne Tätigkeit mit hoher Sinnhaftigkeit, die wir allesamt leisten“, bestätigt Dabelstein.

Bei der Mehrheit der Fälle, um die sich die Außenstelle Ostholstein 2016 kümmerte, handelte es sich schwerpunktmäßig um Opfer von Sexualdelikten (20 Fälle) und um Bedrohungen wie Häusliche Gewalt (20 Fälle). „Auch hier sollte man einmal sehen, dass zwar nur 80 Opfer von 13910 Straftaten im Kreis zu uns kommen, aber bei 123 Sexualdelikten sind es 20 Menschen, die sich in ihrer Not an uns wenden und Unterstützung bekommen“, so Dabelstein.

Seinen schlimmsten Fall erlebte Mitarbeiter Manfred Zettler in den vergangenen zwölf Monaten: „Es geht dabei um eine Kindstötung und die Leidensgeschichte des vier Wochen alten Leon, der zu Tode geschüttelt wurde.“ Der Vater des Kindes und ehemalige Lebensgefährte von Nadine Wemmel wurde im Sommer zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Die 31-Jährige hatte sich zuvor Ende 2015 an den „Weißen Ring“ gewandt. „Ich bin positiv überrascht, ja eigentlich fassungslos und unheimlich dankbar für die umfassende Hilfe“, sagt sie. Bei der Bereitstellung eines Anwalts oder auch Soforthilfen für Beerdigungs- und Umzugskosten konnte die Opferschutzorganisation einspringen. „Ich mag es mir gar nicht ausmalen, wo es ohne die große Unterstützung geendet wäre.“

Der „Weiße Ring“ besteht seit 1976. Er handelt ehrenamtlich und gemeinnützig und finanziert sich über Mitgliedsbeiträge, Spenden und Erbschaften. Das Opfertelefon unter der Rufnummer 116006 ist rund um die Uhr besetzt. Es gibt 420 Außenstellen mit 3000 ehrenamtlichen Mitarbeitern, und mit fast 50000 Mitgliedern ist der „Weiße Ring“ die größte Opferschutzorganisation. „Wir wollen Opfern eine hörbare Stimme geben und bieten menschlichen Beistand, persönliche Betreuung, Hilfeschecks für eine psycho-traumatologische Erstberatung und für anwaltliche Erstberatung und begleiten die Opfer zu Terminen bei Polizei und Gericht“, wirbt Holger Dabelstein für den „Weißen Ring“. »Direkt erreichbar ist die Außenstelle Ostholstein unter Telefon 0151/55164750.

MB
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