
Landesinnung spricht 15 Schneiderinnen frei. Sie präsentieren eine Schau mit ihren Kreationen.
Drei Hammerschläge, drei Worte, und aus 15 Auszubildenden wurden 14 Gesellinnen: „Ehrbarkeit, Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit“, rief die Landesinnungs-Obermeisterin Angela Ziemer den Azubis zu und sprach sie von ihren Rechten und Pflichten des Ausbildungsvertrages frei. Sechs Änderungsschneiderinnen und neun Maßschneiderinnen haben ihre Gesellenbriefe in der Tasche.
Zwei Jahre Lehrzeit liegen hinter ihnen. Die feierliche Freisprechung bei Kaffee und Kuchen verfolgten etwa 70 Gäste, Eltern, Verwandte, Freunde, Fachlehrer und Vertreter der Ausbildungsbetriebe.
In ihrer Festrede lobte Lübecks Stadtpräsidentin Gabriele Schopenhauer (SPD) die „überwältigenden, bestaunenswerten, ästhetischen und kreativ auf hohem Niveau stehenden Prüfungsergebnisse.“ Und die konnten die Gäste der Feier gleich bewundern. Mit einer Modenschau präsentierten die Schneiderinnen ihre Gesellenstücke, darunter schicke Overalls, elegante Blazer und lange Wollmäntel.
Prüfungsbeste und damit stolze Landessiegerin wurde Lilian Adam aus dem Timmendorfer Modeatelier Le Tailleur. Ein Nähkursus hatte einst das Herz der 20-Jährigen für das Schneidern höher schlagen lassen. „Es ist so schön, alles selbst machen zu können – nichts von der 08/15-Stange“, so Adam sichtlich glücklich. Allerdings plagt die Innung auch ein Wermutstropfen: „Uns fehlt der Nachwuchs“, so Ziemer. „Es ist schwierig, gegen den Trend der Akademisierung anzukommen, sagt die Obermeisterin. Obwohl das Wissen, welches während der Lehrzeit vermittelt werde, sich auf Jahre nicht so schnell verändern werde wie etwa in anderen Branchen, sagt Ziemer.
Als Voraussetzung für den Schneiderberuf nennt die Obermeisterin einen guten Hauptschulabschluss „und ein Faible für Formen und Farben.“ Schneider hätten einen entscheidenden Vorteil, so Ziemer. „Sie besitzen ein fundamentales Detailwissen, kennen sich aus mit den Qualitäten, Fasereigenschaften und haptischen Griffen von Stoffen – und das sind die allerbesten Voraussetzungen für eine sichere Berufszukunft.“ jac