
Friedrich Thorn, Prof. Dr. Klaus-Peter Wolf-Regett, Nathalie Brüggen (beide Possehl-Stiftung), Titus Jochen Heldt (Sparkassenstiftung zu Lübeck), Janina Rettner, Hans-Jochen Arndt (Jürgen Wessel-Stiftung), Senatorin Kathrin Weiher, Martina Wagner (Gemeinnützige Sparkassenstiftung zu Lübeck (v. li.). (afu)
Senatorin Weiher stellte die Zahlen für 2015 vor – Stiftungen stellen jährlich 1,65 Millionen Euro zur Verfügung.
Lübeck. Für Kathrin Weiher war es ein erfreulicher Termin. Am Montag stellte die Schulsenatorin die neuesten Zahlen des Lübecker Bildungsfonds vor. „Dieser Fonds ist in Deutschland eine ziemlich einzigartige Sache“, sagte die Schulsenatorin. „Dank der vertrauensvollen und effektiven Zusammenarbeit von Verwaltung und Stiftungsverbund kommen über den gesetzlichen Berechtigtenkreis auch Familien und Alleinerziehende in den Genuss von Beihilfen, die sonst durch das Rost fallen würden“, sagte Kathrin Weiher.
Ob Mittagessen, Arbeitsmaterial oder Klassenfahrten – mit rund 4,1 Millionen Euro wurden im vergangenen Jahr Lübecker Schulen, Kitas und Tagespflege-Einrichtungen unterstützt. Die Gesamtkosten übernahmen je zur Hälfte Bund und Länder sowie der Lübecker Bildungsfonds. Größter Einzelposten war das Mittagessen mit 1,5 Millionen Euro, gefolgt von der Betreuung in den Grundschulen und die offene Ganztagsschule mit 900000 Euro. Auf Platz drei folgten die Klassenfahrten mit knapp 500000 Euro.
Nach den Worten von Friedrich Thorn wurden im vergangenen Jahr 10000 Kinder, die eine Tagespflege, Kita oder Schule besuchten, durch den Bildungsfonds unterstützt. „Wir gehen derzeit davon aus, dass sich die Zahlen in den nächsten Jahren auf diesem Niveau einpendeln werden“, sagte der Bereichsleiter für Schule und Sport.
Das Besondere am Lübecker Modell ist, dass über die Förderung nicht in Amtsstuben entschieden wird, sondern von den Verantwortlichen vor Ort. Sie bekommen ein Budget zur Verfügung gestellt. Lehrer und Erzieher können daraus Maßnahmen für Kinder bezuschussen, die sie für bedürftig halten. Durch diese Organisation konnte nach Worten von Kathrin Weiher der Verwaltungsaufwand auf ein absolutes Minimum reduziert werden. „Das war auch immer der Wunsch der Stiftungen“, so die parteilose Senatorin.
Sieben Stiftungen, darunter die Jürgen Wessel-Stiftung, die Gemeinnützige Sparkassenstiftung und die Possehl-Stiftung stellten dem Bildungsfonds im vergangenen Jahr 1,65 Millionen Euro zur Verfügung.
Neben einzelnen Unternehmen gibt es auch diverse Kleinspender. „Zum Beispiel überweist eine Einzelperson seit Gründung des Fonds im Jahr 2009 monatlich zehn Euro“, berichtet Janina Rettner, die für die Verwaltungsabwicklung des Bildungsfonds verantwortlich ist.
Weil auch bei den Stiftungen die Finanzmittel nicht unbegrenzt sind, hat man sich entschieden, den jährlichen Zuschuss auf 1,65 Millionen Euro zu begrenzen. Insgesamt wünscht sich der Stiftungsverbund mehr Unterstützung gerade aus der Wirtschaft, schließlich sei Bildung eine gesellschaftliche Gesamtaufgabe.
Das sieht auch die Hansestadt, die angesichts leerer Kassen auf jeden Euro achten muss. Das Problem: Bei der Planung ist nicht genau vorherzusehen, wie hoch am Ende des jeweiligen Jahres die Kosten für den Bildungsfonds tatsächlich sind. So betrug der ungedeckte Anteil im Jahr 2014 knapp 22000 Euro, im vergangenen Jahr waren es fast 280000 Euro. Diesen Mehraufwand muss Senatorin Kathrin Weiher aus ihrem Etat tragen.
„Um die Kosten im Rahmen zu halten, haben wir geprüft, an welchen Stellen wir die Ausgaben begrenzen können, ohne die Grundidee in Frage zu stellen“, so Friedrich Thorn. Neben Pauschalen für Arbeitsmaterial und Klassenfahrten soll auch mehr darauf geachtet werden, dass Eltern den Euro, den sie pro Tag vom Sozialhilfeträger für das Mittagessen ihres Kind bekommen, auch tatsächlich dafür ausgeben und nicht einfach für andere Dinge verwenden.
Ein großer Finanzposten wird den Bildungsfonds in diesem Jahr übrigens nicht mehr belasten: Die Sprachförderung, die bisher mit rund 500000 Euro zu Buche geschlagen hat, wird nun komplett vom Land Schleswig-Holstein übernommen. Der so „eingesparte“ Betrag verbleibt aber in voller Höhe im Topf des Lübecker Bildungsfonds. afu
Sehr interessanter Artikel. Hoffe Sie veröffentlichen in regelmäßigen Abständen solche Artikel dann haben Sie eine Stammleserin gewonnen. Vielen dank für die Informationen.
Gruß Anna