
Noch können die Touristen im Schatten auf den Bus warten. Aber nicht mehr lange – die 48 Linden an der Untertrave sollen durch Schnurbäume ersetzen werden. Die Bushaltestelle Untertrave bleibt. (Fotos: Sdf (2)/ Kröger (2))
Die Pläne für die Umgestaltung der Untertrave wurden überarbeitet. Die Eisdiele sollen jedoch bleiben.
Der Streit um die geplante Umgestaltung der Untertrave geht in Lübeck weiter. Naturschützer wollen verhindern, dass die 48 Linden am Wenditzufer gefällt und durch 60 Schnurbäume (Sophora Japonica) ersetzt werden. Der Bauausschuss hat entschieden, dass die vorhandenen Bäume gefällt werden dürfen. Carl-Wilhelm Howe (GAL) kündigt Widerstand an: „Wir werden unseren Protest gegen den Kahlschlag an der Untertrave ausweiten und gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern Aktionen durchführen, um für den Erhalt der Linden zu kämpfen.“
Howe empört sich auch darüber, dass Einwohner ihr Anliegen vor dem Ausschuss nicht vorbringen durften: „Hier sollen 15 Millionen Euro Steuermittel ausgegeben werden. Nicht mal darüber abzustimmen, ob Bürgerinnen und Bürger im Ausschuss sprechen dürfen, ist völlig undemokratisch und ein Armutszeugnis für den Bauausschuss.“ „Dieses ignorante Vorgehen der Politik muss Konsequenzen haben“, forderte auch der Vertreter der Partei-Piraten, Detlev Stolzenberg (parteilos).
Bei ihrer Entscheidung folgten die Baupolitiker der Empfehlung eines namentlich nicht genannten Sachverständigen. Demnach seien die Linden nicht prägend für das Stadtbild, für ihr Alter klein und schmächtig und würden durch die geplante Umbaumaßnahme der Uferpromenade weitere Schäden erleiden. „Ein langfristiger Erhalt der Linden ist nicht möglich, in maximal zehn bis 15 Jahren müssten sie gefällt werden“, zitierte der Leiter des Verwaltungsbereichs Stadtverkehr und Grünanlagen, Stefan Klotz, aus dem Gutachten. Nach dem Umgestaltungskonzept des Architekturbüros Trüper Gondesen Partner stünden die vorhandenen Linden zu nah an der Wasserkante. Der sommerliche Honigtau der Lindenläuse könnte zudem den Aufenthalt unter den Baumkronen beeinträchtigen.
Landschaftsarchitekt Tonio Trüper schlug als Ersatz den Schnurbaum vor, auch bekannt als Japanischer Perlschnurbaum oder Japanischer Pagodenbaum. „Er ist sehr filigran, blüht sehr schön und hat eine tolle Färbung im Herbst“, schwärmte Trüper. So wie die Linden würden auch die Schnurbäume reichlich Nektar für Bienen und Insekten liefern.
Andere Wünsche der Bürger gingen doch in Erfüllung. So wird das ehemalige Pegelhäuschen mit der Eisdiele an der Holstenbrücke bewahrt. Der vorher geplante Abriss ist nach Protesten nun abgewendet. Die Stufenterrasse am Drehbrückenplatz erhält einen barrierefreien Weg bis zum Wasser. Nach einer konfusen Abstimmung setzte eine knappe Mehrheit der Baupolitiker auch durch, dass die nahe gelegene Bushaltestelle erhalten bleibt. SDF